Axel Arndts schaurig-schöne Vision des Untergangs einer Metropole wird, zusammen mit weiteren surrealen, figurenlosen Stadtlandschaften in einer kleinen Kabinettausstellung kontrastierend präsentiert mit Szenen bürgerlicher Behaglichkeit aus einem Skizzenbuch von Bernhard Pankok sowie Figurengruppen in Kreide von Manfred Henninger. Die drei in Motiv, Bildgestaltung und Technik differierenden Ansätze zum Thema "Figur und Raum" sind dennoch - wenngleich jeweils zeitgebunden - Ausdruck der gleichen Sehnsucht nach einem dem Menschen angemessenen Raum. Doch die in den Arbeitenden von Pankok und Henninger festgehaltenen, scheinbar zeitlosen, friedlichen Momente humaner natürlicher Erlebniswelt, werden nicht nur in der Bildkunst in Frage gestellt. Dem Wunsch nach Sicherheit und dem Traum von Geborgenheit werden in Arndts Arbeiten hypertrophe Manifestationen menschlicher Abwehr und Technik entgegengesetzt, der freie Raum der Sehnsucht verkehrt sich in sein Gegenteil. "Schützende" Behausungen werden zu menschenfeindlichen Festungen, surreale Visionen scheinen zu apokalyptischer Realität zu werden. Bürgerliche und arkadische Behaglichkeit weichen der Kälte technoider Architekturen. Die Kunst als "Zeitkritik", wie Arndt es formulierte?
Es erscheint spannend zu prüfen, in wie weit der Bildinhalt durch die Bildtechnik in seiner Aussage unterstützt wird.
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Axel Arndt |
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1941 | in Berlin geboren |
1962 | Freie Kunstschule Stuttgart bei Gerd Neisser |
1963 - 65 | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Heinz Trökes |
1965 - 66 | Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Prof. Heinz Trökes |
1967 | Durango, Colorado/USA |
1968 | Aspen, Colorado/USA |
1973 - 74 | Rom, Stipendium Villa Massimo |
1975 | Lehrauftrag an der Fachschule für Gestaltung Pforzheim |
Februar 1998 | Axel Arndt ist in Waiblingen gestorben |
Axel Arndt, Stadt am Gletscher, 1987, Farbradierung
Bernhard Pankok |
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1872 | geboren in Münster i. W. |
1886 - 89 | Dekorations- und Restauratorlehre |
1889 - 91 | Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf |
ab 1892 | eigenes Atelier in München |
1895 | erste Beschäftigung mit buchgraphischen Arbeiten |
ab 1897 | Freundschaft mit Emil Orlik |
1900 - 01 | erster Architekturauftrag: Privathaus (einschließlich Innenarchitektur, Mobiliar, Fassadengestaltung mit Freskenmalerei, Brunnen) für Professor Dr. Konrad Lange, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Tübingen und zugleich stellvertretender Inspektor der kgl. Gemäldegalerie (Staatsgalerie) in Stuttgart |
1900 | Grand Prix, Weltausstellung Paris, zusammen mit B. Paul und R. Riemerschmid |
5. April 1943 | Tod von Bernhard Pankok |
Bernhard Pankok, Figuren im Park, 1899, Bleistiftzeichnung
Manfred Henninger |
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1894 | in Backnang geboren |
1914 - 16 | Freiwilliger Kriegsdienst. Nach Erkrankung Rückkehr nach Tübingen, wo sich die Familie niedergelassen hatte. |
1916 | Besuch des Kunstunterrichts bei dem Universitätszeichenlehrer H. Seufferheld |
1919 | Beginn des Studiums an der Kunstakademie Stuttgart bei R. Poetzelberger, Ch. Landenberger und H. Altherrr |
1922 - 23 | Studienfortgang an der Kunstakademie Dresden bei K. Albiker und O. Kokoschka |
1926 | Bezug eines Meisterateliers mit Walter Wörn in Stuttgart |
1927 | Teilnahme an der Stuttgarter Sezession |
1929 | Gründungsmitglied der Stuttgarter Neuen Sezession zusammen mit M. Pahl, W. Geyer, A. Lehmann, G. Schopf u.a. |
ab 1936 | Niederlassung im Tessin |
1949 | Berufung an die Staatl. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zum Professor für Malerei |
1961 | Beendigung der Lehrtätigkeit |
5. Oktober 1986 | Tod von Manfred Henninger in Stuttgart |
Manfred Henninger, o.T. (Vier Personen in Landschaft), 1979, Lithographie