JOACHIM KUPKE
CORRECTED READYMADES - PEINTAGEN
AUSSTELLUNGSDAUER 24. SEPTEMBER - 31. OKTOBER 2000



Annäherung an die Arbeiten von Joachim Kupke

Einem desillusionierenden Illusionisten vergleichbar spielt Joachim Kupke mit dem Betrachter und macht die Kunst zum Sujet seiner Kunst. In einem Cross-over, einem Verfahren, das auch andere Zeitgenössiche Kunstrichtungen als stilistisches Mittel zur Gestaltung der komplexen, dynamisierten Lebenswirklichkeit nutzen, setzt der konzeptionell arbeitende Künstler nicht allein auf eine ungewohnte Visualisierung, sondern auch auf das subversive Potential einer neuen Wahr-nehmung von Kunst. Kupkes Arbeit konterkariertdie Idnetifikation mit der Realität - und sei es eine dargestellte -, indem er die Konvertionen im Umgang mit ihr in Frage stellt. Das Aufbrechen der Sehgewohnheiten trägt dazu bei, sich die Differenz von erlebter Wirklichkeit, wiedergegebener Darstellung der Realität in der Reproduktion und ihrer Verfremdung in eine surreale Bildwelt bewußt zu machen, und hilft, der Irritation durch nicht gesichertes Wiedererkennen im vermeintlichen déjà-vu standzuhalten. Eine Auflösung der Spannung bietet der Maler Kupke über das Visuelle und die Bild-Ästhetik: der ins Bild gesetzte Einfall überzeugt als Bilderfindung, weil er in seiner Gestaltung den Betrachter anspricht. So wird auch die "Peintage", als Wortschöpfung eine Kombination aus Peinture und Collage, als Technik ein von Joachim Kupke entwickeltes Gestaltungsmittel für seine in kombinatorischer Bildmethodik erarbeiteten Bildinhalte, zu einem wesentlichen Ausdrucksmittel. Fremde, dem Bildmotiv jedoch essentiell verwandte Elemente werden in altmeisterlicher Mal-Perfektion dem Exemplar einer Massenreproduktion integriert und verändern die Bildaussage. Das Ready-made Postkarte wird in seinem Objekt- und Reproduktionscharakter durch die malerische Bearbeitung aufgehoben und zum Original, der Bildinhalt erscheint gesteigert durch die malerische Integration "zitierter" Details. Was in der Komposition als überdimensioniertes, bildimmanentes Motivelement wahrgenommen wird, entspringt, wie der unverzichtbare Bildtitel, dem assoziativen Umgang mit der Bildidee. Spiel, Witz und Ironie sind Komponenten von Joachim Kupkes Evokation und Demontage, seiner "Kunst über Kunst" im Postkartenformat, die dem Betrachter als vielschichtige und variationsreiche Bearbeitung einer kleinformatigen Reproduktion großer Kunst zur Augen-Lust wird, aber auch zur Last, wenn, wie in der "Grisaille", selbst die Bildwirklichkeit hinter einem grauen Schleier nicht mehr auffindbar ist und nur die Rahmung bleibt.

Veronika Burger


1947 geboren in Sindelfingen
1965 - 67 Studium an der Werkkunstschule A.L. Merz, Stuttgart
1967 - 72 Studium an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Rudolf Haegele
1981 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1986 Stipendium der Stadt Sindelfingen
Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
  Lebt und arbeitet in Sindelfingen

Dürer, Bildnis des H. Holzschuher, 1995,
Wasserfarben auf Postkarte
Walk, 1996,
Ölfarbe und Letraset auf Postkarte

weitere Arbeiten