Die inszenierte Landschaft

Landschaft mit Figurenstaffage
18. Jhd., im holländischen Stil
Hütten am Fluß, Landschaft mit Figurenstaffage
18. Jhd., im holländischen Stil


Pastorale, Landschaft mit Tieren und Figurenstaffage
18. Jhd., im holländischen Stil

Landschaft als Motiv künstlerischer Darstellung aufzugreifen lag von jeher nahe, den Wandel ihrer Wahrnehmung und Gestaltung, ihre Inszenierung, zu betrachten ist spannend und aufschlußreich zugleich. M.Merian erfand eine sanfte Anhöhe, um von dort aus die ganze Stadt für seine Vedute ins Auge fassen zu können. P. Swiridoff holte mit dem Teleobjektiv die Dachlandschaft vor seine Linse, um sie abzubilden und die zu Struktur und Muster "verflachte" Region hält M. Grohe fest als Wiedergabe ihrer plastischen Realität vom Flugzeug aus.

Die Landschaft als die "Gattung der Moderne" zu bezeichen, sie als "das Medium, das der Selbstbewußtwerdung der Kunst dient" (Werner Busch 1997) zu definieren, charakterisiert den Wandel in der Wertschätzung der Landschaftsmalerei seit dem Ende des 19. Jhs. Denn das scheinbar leicht zugängliche Bildsujet "Landschaft" hatte durch Jahrhunderte die klassische Kunsttheorie als "niederes Genre" beschäftigt und im Kanon der Bildgattungen wegen ihres vermeintlich rein dekorativen Charakters den untersten Rang eingenommen. Dieser Einschätzung, die sich mit dem Vorwurf der bloß äusserlichen Naturnachahmung verband, stand entgegen, daß mit der Landschaftsdarstellung von je her auch eine Kompensationswelt gestaltet wurde, die - seien es Ideal- oder Phantasielandschaften - einen Raum der Sehnsucht oder Hoffnung repäsentieren sollte, durch Einzelmotive Gefühle evozieren usw.. Mit der vom Künstler intendierten "Wirkung" der Landschaft auf den Betrachter durch Ästhetisierung ihrer Phänomene wurden der Landschaft nicht nur inhaltlich neue Ausdrucksmöglichkeiten abgewonnen und das Sujet als Motiv aufgewertet, die konsequente Weiterentwicklung führte zur Dekonstruktion des Raumes und Verselbständigung der Gestaltungsmittel und damit zur Abwendung von der topografisch bedingten naturnahen Bildgestaltung. Nicht die Abbildung der Realität von Landschaft, -diese Aufgabe hatte schon die frühe Fotografie übernommen-, sondern ihre Wiedergabe als subjektive Wahrnehmung des Künstlers war die Folge, als freier, nicht an Motiv oder Raumperspektive gebundener Ausdruck künstlerischer Auseinandersetzung mit den Problemen von Licht und Farbe, Raum und Fläche.

Einige, im Workshop der Galerie präsentierte Arbeiten zeitgenössischer Künstler sollen eine Anregung sein, sich wieder mit dem Thema "Landschaft" zu beschäftigen.




B. Pankok, Landschaft mit Baum, 1895, Kohle
Hannes Steinert, Schneeschmelze, 1986
Aquarell und Mischtechnik
Tilman Rösch, Ebenen (Reus), 2000, Fotocollage
Gerd Neisser, ein heißer Tag in Ula-Carrière,1990, Farbstift


Bernhard Pankok: Gartenlandschaft, o.J., Gouache


Sepp Mahler, Auf dem Steg, 1959, Aquarell und Tusche


Ernst Wolf
Terrain libre, 2004, Öl a. Karton a. Holz, 56,8 x 56,4 cm

Ernst Wolf
Terrain libre, 2003, Öl a. Karton a. Holz, 29,5 x 29,5 cm

Ernst Wolf
Gedankenspur, Wachskreide/Farbstift,
Van Geldern-Ingres,Blattgr. 19,3 x 29,5 cm

Ernst Wolf
Gedankenspur, Wachskreide/Farbstift,
Van Geldern-Ingres, Blattgr. 19,3 x 29,5 cm