K. H. TÜRK


ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG
10. DEZEMBER 2000 - 27. JANUAR 2001
BEWEGTE GRUPPEN
KLEINPLASTIK UND FOTOGRAPHIE
BEGINN DER AUSSTELLUNG 10. DEZEMBER 2000 11 Uhr



1928 geboren in Hirschberg/Schlesien
1944-45 Soldat
1946-48 Englandaufenthalt, Begegnung mit Barbara Hepworth
1950-52 Studium Werkkunstschule Braunschweig
1953-56 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart bei den Professoren Baum, Hills, Schellenberger, Daudert
1957 Freischaffend in Hardt/Nürtingen
1977 Gründung der Freien Kunstschule Nürtingen
1985 Ernennung zum Professor durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst
1987 Ernennung zum Gründungsdirektor der staatlich anerkannten Fachschule für Kunsttherapie Nürtingen
1988 Buchveröffentlichung "Werkbericht" Belser-Verlag, Stuttgart/Zürch
1998 Kollektivausstellung in der Sammlung Domnick
1999 Galerie am Pfleghof, Eisenarbeiten
1999 Beteiligung an der Ausstellung "Der große Albgang"
2000 Galerie am Pfleghof, Tübingen, Kleinbronzen
Acht Wettbewerbserfolge Ankäufer durch Museen und privater Sammlungen, Katalogveröffentlichungen, Ausstellungen im In- und Ausland
2001 gestorben




In Ergänzung zu dem bereits bestehenden Katalog "K. H. Türk Kleinbronzen" erscheint anläßlich einer von der Galerie am Pfleghof in Tübingen veranstalteten Ausstellung der Bildhauers Prof. K. H. Türk eine weitere Dokumentation.
K. H. Türk - Gründer der Freien Kunstschule Nürtingen und Gründungsrektor der Fachhochschule für Kunsttherapie Nürtingen - ist in der Kunstszene Baden-Württembergs kein Unbekannter. So ist er in den letzten Jahren besonders durch seine abstrakten Eisenplastiken, seine Arbeiten im Bereich der Glas,- Holz- und Metallobjekte oder zum Thema Kunst am Bau hervorgetreten. Die Sammlung Domnick veranstaltete im Jahr 1998 eine bemerkenswerte Retrospektive, von der einige Arbeiten ein Jahr später auch in der Galerie am Pfleghof gezeigt wurden. Auch war der Bildhauer auf der für die gesamte Kunst des Südwestens so bedeutenden Ausstellung „Der große Albgang" 1999/2000 mit einer Eisenskulptur vertreten.
Neben diesen abstrakten Eisenarbeiten, die sich vornehmlich im Bereich der klassischen Moderne bewegen, sind die gegenstandsbezogenen Kleinbronzen des Bildhauers weit weniger bekannt
Hier geht es in gewissem Sinne vor allem um das sportlich-spielerische Element, um einen im zeitlichen Ablauf dargestellten Bewegungsgestus. Nicht die einzelne Figur ist wichtig, sondern die im Raum vollzogene Bewegung der Figur. Dadurch erhalten die Skulpturen etwas Kalligraphisches, sie werden zu einer Art in den Raum gestellten Zeitorganismus.
Thematisch ergeben sich diese Bewegungsabläufe insbesondere bei Darstellungen der sportlich und gymnastischen Betätigung. Türk knüpft hier an seine eigene Vergangenheit als ehemaliger Geräteturner an. Deshalb seine Liebe zu Zirkus und Artisten. Wer selbst einmal diese körperlichen Bewegungsabläufe vollzogen hat, vermag sich in den Duktus der Bewegung gleichsam von innen her einzufügen.
Ein im Werk des Bildhauers durchaus neues Element stellen die in dieser Ausstellung erstmals gezeigten fotographischen Arbeiten dar. Anstelle der Zeichnung oder Skizze tritt hier die Fotographie. Es war das Bestreben, das Foto nicht als Dokument realistischer Abbildung einzusetzen, sondern dem inneren Aussagewert dieser Kleinbronzen gerecht zu werden. Durch das Mittel der Mehrfachbelichtung entsteht der Eindruck sich überlagernder Bewegung. Da sich die Figuren selbst nicht bewegen können, bewegt sich das Bild bzw. der Fotoapparat. Dadurch ergeben sich reizvolle Überschneidungen, perspektivisch verschwimmende Eindrücke. Die Dynamik der Bewegung wird sichtbar, räumlich-zeitliche Distanzen werden vereint. Das Vorher und das Nachher erscheint in Gleichzeitigkeit, im Moment des Jetzt.
So sind hier gleichsam Vergangenheit und Zukunft aufgehoben. Das Bild -bzw. die Fotographie- wird zum Ereignis der Überlagerung verschiedener Seinszustände. Zeit und Raum verschmelzen miteinander. Dennoch bleibt im Foto das eigentliche Objekt noch erkennbar.
Da der Bildhauer nicht selbst fotographiert, sind diese Fotos das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen ihm und dem befreundeten Fotografen Helmut Frommer. K.H.Türk wählte die Ansicht, den Ausschnitt, und Frommer beherrschte die Technik.
Um den Unterschied zwischen dem künstlerischen und sozusagen dem realistischen Aspekt der Fotographie deutlich zu machen, sind auf der Endseite dieses kleinen Kataioges einige „realistische" Fotos abgebildet.
Der Betrachter wird die zugrundeliegende Idee dieses fotographischen Experimentes nachvollziehen können. Dank gilt neben dem Fotographen vor allem der Kunstgießerei Strassacker, die dem Bildhauer in bezug auf die technische Ausführung der Güsse weitgehendst entgegenkam.
V.B. K.H.T.