IRENE WIDMANN
ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG
13. JANUAR 2002, 11 UHR

EINFÜHRUNG
DR. BARBARA LIPPS-KANT, TÜBINGEN
DAUER DER AUSSTELLUNG
13. JANUAR BIS 02. MÄRZ 2002




1919 in Reutlingen geboren
1937 Kunstgewerbeschule Stuttgart
1938 - 1939 Kunstakademie Düsseldorf Aussenstelle Kronenburg/Eifel. Anschließend Arbeit im Atelier des Malers Paul Kälberer in Glatt
1941 Kunstakademie Stuttgart
1942 - 1943 Kunstakademie Wien Meisterschülerin bei Prof. Dimmel
1945 Verlust aller Arbeiten durch Bombenangriff
1946 Mitglied der NOTGEMEINSCHAFT Reutlinger und Tübinger Künstler
1951 Gründungsmitglied der ELLIPSE
seit 1951 freischaffend im eigenen Atelier in Reutlingen
1952 Teilnahme am Blevin Davis Wettbewerb mit anschließender Ausstellung in München
1994 Gabriele-Münter-Preis Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
  Irene Widmann lebt und arbeitet in Reutlingen



Malerische Deutung von Welt

Tübinger Galerie am Pfleghof eröffnet die Ausstellung "Hommage à Irene Widmann"

  Die Bedeutung der Reutlinger Künstlerin Irene Widmann unterstreicht eine ganze Bilderwand in der gegenwärtigen Ausstellung über die Künstlergruppe Ellipse im Tübinger Stadtmuseum. Als Ergänzung und Weiterführung dieser Präsentation zeigt nun die Tübinger Galerie am Pfleghof eine bis in die jüngste Zeit reichende Auswahl von Zeichnungen und Malerei der 82-Jährigen. Zur Eröffnung dieser "Hommage à Irene Widmann" gestern vormittag herrschte in den Räumen der Galerie ob des großen Publikumsinteresses drangvolle Enge. Und die Künstlerin hatte viel zu tun, all die Glückwünsche entgegen zu nehmen.
  Galeristin Veronika Burger dankte ihr, dass sie es ermöglicht hat, parallel zur EIlipse-Ausstellung eine fundierte Werkschau anzubieten. In Vitrinen und an Wänden wird hier besonderes Augenmerk der Zeichnung geschenkt. Menschendarstellungen und Stillleben sind die Themen. "Die Essenz eines langen künstlerischen Lebens", werde hier offenbar, sagte Veronika Burger, sowie die Leistung einer ausdrucksstarken Künstlerin von großer Unabhängigkeit gegenüber allen stilistischen Strömungen. Gerade jetzt verspreche ihr vom Humanismus getragenes Werk aktuell zu werden.
  Die Tübinger Kunsthistorikerin Dr. Barbara Lipps-Kant gab eine kundige und von persönlicher Hochachtung für die Künstlerin getragene Einführung in die Ausstellung. Unverrückbar habe schon in Kindheitsjahren bei Irene Widmann, die 1919 in Reutlingen geboren wurde, festgestanden, dass sie Malerin werden wollte. Dieses Ziel habe sie gegen alle Widerstände und Schicksalsschläge unbeirrt verfolgt und erreicht. Ihre Studienjahre fielen in die Kriegszeit und bei einem der letzten Bombenangriffe wurde ihr Elternhaus zerstört und sie verlor alle ihre Werke.
  Im Neubeginn suchte sie die Auseinandersetzung mit anderen Künstlern und gehörte 1951 zu den Gründungsmitgliedern der Ellipse. Als sie 1959 den Schriftsteller Gerd Gaiser heiratete, stellte die bis zu dessen Tod 1980 ihre Kunst in den Hintergrund, um ganz der Familie zu leben.
  Danach, so Barbara Lipps-Kant, die Irene Widmanns Kunst als "metaphysischen Realismus" einordnet, "ändert sich ihre künstlerische Terminologie im Sinne einer Entwicklung zu größerer Strenge". Ihr Vokabular fuße auf Erfahrungen und Wünschen, die sich in einer Vielzahl von Symbolen niederschlügen - solchen mit erkennbarer Bedeutung und solchen mit verborgenem Sinn. Schöpf ungsgedanken und Vanitas würden vermittelt; und immer verbänden sich bekannte Bedeutung und geheimer Sinn zur Deutung von Welt: "Indem Irene Widmann Symbol an Symbol und Zeichen an Zeichen reiht, indem sie stets und auf mannigfaltige Weise Natur evoziert und die Schöpfung preist, erzählt sie von dieser Welt, die Vergangenheit und Zukunft einschließt, als etwas Einzigartigem, ganz Wunderbaren". can

Reutlinger Generalanzeiger vom 14. Januar 2002



Studien zum Thema "Frau/Interieur", 1956, Kohle


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