Die Annäherung an das Werk von Ernst Wolf läßt sich mit Begriffen einer konventionellen Ästhetik ebensowenig bewerkstelligen wie sich seine Arbeiten einer eindeutigen Zuordnung zu einer definierten Richtung widersetzen.
Für den bei Zeichnungen vorzugsweise in Serien arbeitende Künstler bedeutet die Setzung einer freien Bildfindung nicht das Ende sondern den Anfang eines schöpferischen Prozesses, in dessen Verlauf durch variationsreiche Modifikation einzelner Bildelemente das zum Ausdruck gebracht werden kann, was ein künstlerisches Anliegen ist, die "Thematisierung des unablässigen Werdens und Vergehens aller Dinge, ihres Wandels durch Fügung, Teilung und Konfontration mit anderem" wie Anja Rumig in dem die Ausstellung begleitenden Katalog treffend feststellt. In der dafür entwickelten Bildsprache aus Linien- und Flächenformen im Zusammenspiel mit einer delikat reduzierten Palette und lebendigem Farbauftrag, verbindet sich freie Bewegung als einem Charakteristikum der Linienführung mit streng definierter Flächengestaltung zu einem in die Tiefe wie über die Ränder hinauswirkenden, spannungsvollen Bildraum. Die Komposition, in der bearbeitete ebenso wie wenig oder gar nicht bemalte Bildpartien in ausgewogener Ponderierung zu einander stehen, lebt einerseits von der bildimmanenten Balance, anderseits von offenen Formen, die über die Bildränder hinausweisen und ein "davor" und "danach" imaginieren lassen. Augenfällig wird dies in dem häufig aus zwei Teilen zusammengesetzten Bildträger, der als materiales Pendant dieses Bildkonzeptes angesehen werden kann und den die Bildkomposition zur Einheit zusammenfügt. Der Betrachter wird in einen Diskurs hineingezogen, der sich im Bild als Metaphern des Wandels angelegt, in einzelnen aus den Serien herausgelösten Arbeiten, wie festgehaltene Momente des bildnerischen Prozesse, dokumentiert.
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